Wie kalt kann es in den Tropen sein? – Parque Nacional Natural Los Nevados (Kolumbien)

Eigentlich waren wir ja auf dem Weg zu den Thermalquellen um uns ein erholendes Bad zu gönnen, doch einmal hoch den Daumen und schon sieht das Ziel ganz anders aus. Ein sympathischer Pickup Chauffeur, mit  rundlichen Gesicht und gutmütigen grinsen nimmt uns mit und meint das wir ihn doch besser bis an den Schluss seines Weges begleiten, wo er uns eine Märchenlandschaft verspricht. Na klar, man ist ja flexibel und stets für gute Tipps offen.  Zwei Stunden Später setzt er uns an einer Menschenleeren Kreuzung ab. Dort oben habe es irgendwo ein verlassenes Haus wo wir übernachten könnten. Und „jaja“ die Bauern würden uns sicher Brot und Käse verkaufen. Doch schon bald realisiere ich, dass der Herr wohl nicht nur uns sondern auch die Möglichkeiten der armen Bauern ein bisschen überschätzt hat. Auch seien Zuversicht, dass uns da sicher ein anderes Auto eine Mitfahrgelegenheit bietet, war eindeutig sehr optimistisch. Der Verkehr wird hier nämlich total von Bauern auf Mauleseln dominiert, Autos scheinen eine Erfindung der Zukunft zu sein. Ohne Proviant beginnen wir also um Zwei Uhr nachmittags mit den grossen Rucksäcken auf dem Rücken bergauf zu schreiten. Wir schreiten, schreiten und schreiten… der Magen knurrt aber abermals erhalten wir Absagen der wenigen hier lebenden Bauern uns Lebensmitteln zu verkaufen. Doch Gastfreundlich sind die Leute schon, stets zeigen sie Bedauern und offerieren uns zumindest ein Glas Milch oder das in Kolumbien traditionelle heisse Zuckerrohrgetränk. Da heisst es halt noch ein bisschen mehr auf die Zähne beissen und hoffen. Die Dämmerung holt uns ein und ich hatte mich schon mit dem Gedanken eines leeren Magens angefreundet, als wir doch noch ein Bauernhof finden, wo man uns ein paar Kartoffeln schenkt. Die Leute sind anfänglich Misstrauisch, man erlaubt uns aber das Zelt im Vorhof aufzustellen. 
Jetzt realisiere wieso uns niemand nichts verkaufen konnte! Alles ist rationiert, die Lebensmittel schön auf Tage und Personen abgezählt. Das kommt daher, dass die Leute hier allesamt angestellte Arbeiter sind. Das riesige Gebiet ist auf gerademal 3 Grossgrundbesitzer aufgeteilt, und dorthin geht auch sämtlicher Gewinn. Das Leben zeigt sich für die Bergbauern von der rohen Seite. Nicht nur das kälte Klima  (der Hof liegt ca. auf 3500m.ü.m.) sonder auch die Arbeitsbedingungen. Der Kartoffelanbau ist immer noch total manuell. Das bedeutet harte physische Arbeit und das 6 Tage die Woche, 12 Stunden pro Tag,  nur alle 6 Wochen darf man ein Wochenende ins nächste Dorf gehen…  
Am nächsten Tag wollen wir es in die Nähe der „Verschneiten“ wagen. Ohne Frühstuck und gerademal einem Apfel und einem Schokoriegel als Proviant folgen wir dem Weg in die Höhe. Doch die schlechte Nachricht eilt uns Voraus, der Park ist zurzeit, wegen eines zerstörerischen Ausbruchs des Vulkanes Ruiz, gesperrt. Natürlich ist uns das ziemlich egal und wir umgehen den offiziellen Parkeingang. No risk, no fun (sicherlich ist ein Spaziergang in Bogota gefährlicher :-)). Leider ertappen uns die Parkwärter kurz von unserem Ziel, heissen uns zurückzukehren und drohen mit dem kolumbianischen Militär. Natürlich alles Quatsch aber um Probleme zu vermeiden resignieren wir, kehren zurück und verbringen eine weit aus wärmere Nacht in einem ehemaligen Schulzimmer. Zurück in Santa Rosa krönen wir den Ausflug dann doch noch mit einem Besuch im Thermalbad. Mhhhhhhhhhhh, perfekt nach all den Strapazen!


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